Unser Schulgebäude

Das große Doppel-Gebäude am östlichen Kirchplatz von Oberkirch, in dem heute die Altstadtschule untergebracht ist, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

Nachdem 1689 in Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges große Teile Oberkirchs niedergebrannt wurden, erstellte das Kloster Allerheiligen, das damals für die Seelsorge in Oberkirch zuständig war, einen steinernen Neubau als Propstei-Gebäude (Amtssitz der Klosterverwaltung).

1797 brannte das Gebäude völlig ab, wurde aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut. Über dem heute nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Nach der Auflösung von Kloster Allerheiligen im Jahre 1802 fiel das Gebäude in Besitz des Badischen Staates. 1851 erwarb es die Stadt Oberkirch für 4000 Gulden. Von nun an diente es vornehmlich als Schulgebäude. Zunächst war die Volksschule einschließlich Lehrer- und Schuldienerwohnung darin untergebracht. 1898 besuchten über 600 Schüler in 14 Klassen diese Schule. 1907 zog die Volksschule in das neuerbaute Schulhaus in der Schwarzwaldstraße um. Im Kirchplatzgebäude fand die Gewerbliche Fortbildungsschule für Lehrlinge ihr Zuhause, außerdem war hier das Oberkircher Finanzamt untergebracht. Im 1. Weltkrieg diente das Haus zeitweise als Lazarett und als Quartier einer Tragtier-Einheit. Nach Instandsetzungsarbeiten wurde wieder unterrichtet. Die Handelsschule, die Gewerbeschule und Volksschulklassen nutzten das Gebäude für ihre Zwecke.

1960 konnte die unter extremer Raumnot leidende damalige Hilfsschule zunächst in den östlichen Teil des Gebäudes einziehen. Seit 1976, nach Auflösung des Finanzamtes und nach Umsiedlung der hier auch untergebrachten Städtischen Leihbücherei, steht dem heutigen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) der gesamte Gebäudekomplex zur Verfügung, wobei von 1986 bis 1997 der Grundschulförderklasse die Nutzung dreier Schulräume bewilligt wurde.

Das Kellergeschoss des Westflügels, in dem von 1980 bis 1991 das Heimat- und Grimmelshausenmuseum untergebracht war (Zugang über die große, rundbogige Kelleröffnung unter der Außentreppe), dient heute als Museumslager; im Kellergeschoss des Ostflügels befindet sich der „Narrenkeller“, das Vereinslokal der Narrenzunft Oberkirch. (kwl)